Gesellschaft

Umfrage: Drei Viertel der Deutschen halten Kirchensteuer für nicht mehr zeitgemäß

Die deutsche Kirchensteuer ist im Ländervergleich ein Sonderfall. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert eingezogen und beträgt jetzt acht bis neun Prozent der Einkommensteuer. Aus eine Umfrage zeigt, dass knapp drei Viertel der deutschen Bürger sie nicht mehr zeitgemäß finden.
Umfrage: Drei Viertel der Deutschen halten Kirchensteuer für nicht mehr zeitgemäßQuelle: www.globallookpress.com © Ernst Weingartner / CHROMORANGE

Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) eine repräsentative Umfrage zur Kirchensteuer durchgeführt. Nach Angaben der Demoskopen bezeichneten 74 Prozent der Befragten das Einziehen der Kirchensteuer als nicht mehr zeitgemäß. Die gegenteilige Meinung äußerten lediglich 13 Prozent. Weitere 13 Prozent machten keine Angaben oder hatten keine Meinung dazu. Von den Menschen, die sich in der YouGov-Umfrage als Christen bezeichneten, gaben 43 Prozent an, das Zahlen der Kirchensteuer könne sie zum Austritt aus der Kirche bewegen.

Laut Statistiken traten allein im Jahr 2022 mehr als eine halbe Million Menschen aus der römisch-katholischen und rund 380.000 Protestanten aus der evangelischen Kirche aus. Nach Angaben des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ist inzwischen die Mehrheit der Deutschen nicht mehr Mitglied in einer der großen christlichen Kirchen.

Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) nahm die katholische Kirche im vergangenen Jahr auch trotz schwindender Mitgliederzahl mehr als 6,8 Milliarden Euro an Kirchensteuern ein. Laut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) waren es im selben Jahr mehr als 6,2 Milliarden Euro. Gemäß einer im Jahr 2019 veröffentlichten Prognose der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland könnten ihre Steuereinnahmen wegen steigender Löhne der Kirchensteuerpflichtigen bis ins Jahr 2060 noch in etwa auf dem gleichen Niveau von insgesamt 13 Milliarden Euro bleiben. Allerdings würden aber die Ausgaben deutlich steigen, die in etwa 40 Jahren vielleicht bei knapp 25 Milliarden liegen könnten. Vor diesem Hintergrund verordneten sich die Kirchen schon vor einiger Zeit einen Sparkurs.

Der Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, bezeichnete diese Entwicklung gegenüber der dpa als "höchst alarmierend".

"Die Selbstverständlichkeit, einer der beiden großen Kirchen anzugehören, ist schon lange vorbei. Warum soll ich, so fragen sich viele, ein Leben lang für eine Institution zahlen, wenn ich deren Leistungen und Einrichtungen ohnehin nicht in Anspruch nehme, höchstens noch kirchlich beerdigt werden möchte?"

Der Münchener Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, machte seinerseits erst beim Sommerempfang seines Erzbistums darauf aufmerksam, dass die Kirchensteuer viele Dinge finanziere, von denen alle leben würden. Ohne Kirchensteuer gingen angeblich einige Projekte in Kindergärten, Schulen und Universitäten sowie die Restaurierung von Kirchen in Oberbayern und in Niederbayern gar nicht.

Ein EKD-Sprecher sagte, dass die Kirchensteuer wichtig bleibe, damit all das, was die auch in den sozialen Bereichen Kirche tue, weiterhin finanziert werden könne.

Übrigens lag die Kirchensteuer auf der Liste der möglichen Austrittsgründe in der YouGov-Umfrage nur auf Platz zwei. Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten nannte als wichtigsten Grund für einen möglichen Kirchenaustritt den Skandal um sexuellen Missbrauch. 25 Prozent gaben ihren schwindenden Glauben und 20 Prozent einen Reformstau als mögliche Austrittsgründe an. Nur 18 Prozent antworteten, es gebe gar keine Gründe für sie, aus der Kirche auszutreten.

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