Meinung

Remigration 2.0 – Süddeutsche fordert Umsiedlung "älterer Menschen" in kleinere Wohnungen

Dem "seriösen" deutschen Journalismus sind unlautere Gedankenspiele erlaubt – aber nur, wenn es keine "rechten Themen" sind. Alte Werte und Umgangsformen – Respekt etwa – sind "rechts". Lebensleistung müffelt nach "rechts". Die Patchworkfamilien der Gegenwart brauchen Platz. Nun werden Vertreibungswünsche offenbar.
Remigration 2.0 – Süddeutsche fordert Umsiedlung "älterer Menschen" in kleinere WohnungenQuelle: Legion-media.ru © Matthias Balk

Von Bernhard Loyen

Die hiesige Medienlandschaft ehemals ernst zu nehmender, seriöser und inhaltlich glaubwürdiger Print- wie auch Onlineprodukte demontiert sich weiterhin beeindruckend kontinuierlich – und zwar mit aller Nachdrücklichkeit und Intensität der anscheinend selbst auferlegten inhaltlichen Zerstörung. Es ist sozusagen ein journalistisches Borderline-Syndrom.

Nach dem zurückliegenden und mehr als nachdrücklich warnenden Relotius-Skandal beim Spiegel im Jahr 2018 möchte aktuell die Süddeutsche Zeitung (SZ) ihre schwindende Leserquote proaktiv fördern. Die verkaufte Auflage der SZ lag "im vierten Quartal 2023 bei rund 280.700 Exemplaren". Das stellt gegenüber "dem vierten Quartal 2015 einen Auflagenrückgang um mehr als 100.000 Exemplare dar", so die nüchterne Statistik.

Was folgt(e), war eine auf Knien dargebotene schriftliche Unterstützung der rigiden Corona-Politik der Bundesregierung – Christina Berndt wurde als zuverlässige SZ-Zuarbeiterin "Wissenschaftsjournalistin der Jahre 2020 und 2021", der "Aiwanger-Skandal" knapp gefolgt vom Rohrkrepierer der Causa "Weigel-Plagiat". Aktuell zaubert die Redaktion einen Nils Wischmeyer hervor, nicht verwandt mit dem Satiriker Dietmar Wischmeyer. Der Artikel vom 23. Februar ist auch nicht lustig oder amüsant, eher der subjektive Erguss fragwürdiger Umvolkungsfantasien. Die Einleitung hinter der Bezahlschranke lautet:

"Ältere Menschen leben oft allein in vier Zimmern oder gar in Einfamilienhäusern. Das verknappt den Markt für junge Familien und ist schlecht für die Umwelt. Höchste Zeit für ein paar Vorschläge."

Der Artikel trägt die Überschrift: "Gerechtigkeit – Oma soll umziehen". Nun könnte man, wie von Oma gelernt, die SZ-Ausgabe nutzen, um einen Fisch darin einzuwickeln, nach dem Motto: "Schwamm drüber und weg", aber der Inhalt des Artikels verkörpert mehr als symptomatisch und entlarvend den gesellschaftlichen "Zeitgeist" der Gegenwart. Nichts, also nichts aus dem letzten Jahrhundert ist mehr von Wert. Als konservativ – also "rechts" – gebrandmarkte und abgestempelte Abläufe des gesellschaftlichen Miteinanders sind obsolet und müssen zeitnah abgeschafft werden.

Der SZ-Autor moniert, dass "in den deutschen Großstädten die Probleme nicht auf der Straße, sondern hinter den Haustüren liegen". Als Berliner erwidere ich da spontan, die Realität heißt sowohl als auch, und das in vielerlei Hinsicht. Wischmeyer erklärt:

"Es müssen sich nämlich immer mehr Menschen auf immer weniger Raum zusammenpferchen. Weil es kaum bezahlbaren Neubau gibt, fehlt es massiv an Wohnungen und so bleibt im privatesten Bereich immer weniger Platz."

Im Dezember 2023 hieß es in der von der SZ-Redaktion für nötig befundenen Rubrik "Tiny Houses" zum von Wischmeyer erkannten Problem bezogen auf die begeisterte Berichterstattung über beklemmende Wohnklos in Japan: "Die Schönheit der Welt auf 19 Quadratmetern". Ein anderer Artikel lautet: "Komm, wir ziehen ins Tiny House", dies jedoch schon als Anregung für die deutsche SZ-Lesergemeinschaft gedacht. Wischmeyer hat andere Ideen zum Thema Wohnraumknappheit. Auszüge aus seiner bizarren Gedankenwelt:

"Rentner haben viel mehr Platz als Familien. Keine andere Gruppe in Deutschland lebt statistisch gesehen auf so vielen Quadratmetern pro Person wie Menschen jenseits der 65 Jahre. (...) In der Fachsprache heißt das Remanenzeffekt. Frei übersetzt könnte man aber auch sagen: Die wohnen da, weil sie eben schon immer da wohnen, auch wenn das Haus oder die Wohnung heute viel zu groß ist."   

Die Lösung lautet also: Die Remigration 2.0 muss her. Satirisch à la Dietmar Wischmeyer provokativ formuliert: "Remigration bezeichnet den Teil eines Migrationsprozesses, bei dem alte Menschen nach einer beträchtlichen Zeitspanne in ein anderes Wohnumfeld oder einer anderen Region ihres Herkunftsortes oder ihrer Herkunftsregion zurückkehren."

Sofort erkennbar ist: Die satirische Betrachtung funktioniert überhaupt nicht, weil die Senioren seit Jahrzehnten am selben Ort leben, manchmal sogar eines ganzes Leben lang. Wischmeyer von der SZ empört sich im Artikel wortwörtlich:

"Das ist aus gesamtgesellschaftlicher Sicht eine Katastrophe und wirft auch ethisch-moralische Fragen auf: Darf eine Bevölkerungsgruppe so leben, wie sie will, auch wenn sie damit einer anderen schadet? Und was darf der Staat tun, um dieses Ungleichverhältnis zu ändern? In einer sozialen Marktwirtschaft muss gelten, dass die eigene Freiheit darin besteht, dass man alles tun kann – solange es keinem anderen schadet. Nur, wer sich nun diese Wohnungssituation anschaut, der merkt: Da schadet eine Bevölkerungsgruppe der anderen ganz massiv. In ihrer Entfaltung, in ihrer Entwicklung, im Zusammenleben." 

Die Fortsetzung dieser schriftlichen Anmaßung lautet: "Und warum: Weil das schon immer so war? Wenn das der einzige Grund ist, dann muss die Gesellschaft den Remanenzeffekt aus dem Weg schaffen. Die radikal einfache Lösung: Opa muss umziehen."

Im ersten Moment "mag das hart klingen", bemerkt der feinfühlige Jungautor – immerhin. Es gebe aber zu viele "gute Gründe" dafür, dass ältere Menschen über einen Umzug nachdenken sollten. Diese wären zum Beispiel, dass "junge Familien so wieder bezahlbaren Wohnraum finden würden, Kinder könnten sich besser entwickeln". Wischmeyer heuchelt weiter Empathie:

"Keiner hat Spaß daran, Eltern oder Großeltern aus ihren Häusern zu scheuchen. Viele von diesen haben die eigenen vier Wände schließlich noch selbst gebaut, mindestens aber gestrichen, umgebaut, renoviert – für nicht wenige ist ihr Haus der größte Stolz. Dazu kommen die vielen Erinnerungen, die an einem Haus hängen."

Das ist sehr, sehr einfühlsam, aber der prämierte Wischmeyer wollte trotzdem so einen Artikel samt Anmaßungen verfassen. Weitere gedankliche Abgründe in Auszügen:

"Um Anreize für Willige zu verbessern, braucht es zunächst: Angebote. (...) Die Angebote müssten zudem in der Nähe sein. Wer in Berlin von Ost nach West zieht, ist gefühlt in einer anderen Stadt. Das ist für Rentner nicht attraktiv und einer der Gründe, warum Wohnungstausch bisher nicht funktioniert. (...)

Helfen diese Anreize nicht, muss eine Gesellschaft aber auch die Möglichkeit haben, einen radikaleren Weg zu gehen. Denn Eigentum verpflichtet und Wohneigentum erst recht. Wer für sich selbst in Anspruch nimmt, in einem angespannten Wohnungsmarkt auf zu vielen Quadratmetern zu leben, muss dafür auch zur Kasse gebeten werden können. Möglich wäre eine 'Alleinwohnsteuer', die ab einer Regelgröße anfällt und sich steigert, je mehr Wohnraum man besitzt."

Die Wischmeyer anscheinend unbekannte, aber weiterhin geltende Grundformel lautet demgegenüber: "Alte Bäume verpflanzt man nicht." Der SZ-Autor beruhigt bedingt logisch und unglaubwürdig, indem er das "Einerseits-Andererseits-Argument" einsetzt: 

"All das sind natürlich zunächst einmal theoretische Überlegungen, die kein Allheilmittel sind und schon gar nicht auf jeden Einzelfall passen. Aber solange es ein solches Missverhältnis von Wohnraum gibt, muss der Staat stärker eingreifen. Von allein zieht ja leider keiner um."

Ja, die Politik trage eine Mitschuld an der gesamten Misere, aber er wollte das so schreiben. Die Recherche zu seiner Person ergab:

Nils Wischmeyer holte den ersten Preis "bei der Ausschreibung Medienpreis Mittelstand NRW in der Kategorie Text". Das Stück handelt davon, "wie Produktionsunternehmen auf die Engpässe bei der Materialversorgung reagieren". (...) Im Jahr 2022 zählte er für das Mediummagazin aus dem Verlag Oberauer "zu den 'top 30 unter 30' der Nachwuchsjournalisten".

Wischmeyer reiht sich damit vollkommen unproblematisch dem "Zeitgeist" entsprechend in die medial-gesellschaftspolitische Zerstörertruppe ein: Jan Böhmermann, Sarah Bosetti, Joko & Klaas, Hazel Brugger, Emilia Fester, Ricarda Lang, Sebastian Hotz (El Hotzo) und weitere gut dotierte weltfremde "Ideengeber" und miese Stimmungsmacher. 

"Bah, wat habt ihr für 'ne fiese Charakter", lautet ein bekanntes Zitat aus dem deutschen Filmklassiker "Die Feuerzangenbowle". Am 24. Januar 2024 belehrte uns ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

"Wenn Nazis lachen. Die 'Feuerzangenbowle' wird 80 Jahre alt – und von vielen geliebt. Dabei gibt es einige Gründe, die Komödie aus der NS-Zeit kritisch zu sehen. Nur zum Beispiel, weil sie der AfD in die Hände spielt."

Macht nur so weiter, SZ-Chefredaktion. Wird sich früher oder später schon alles von allein regeln, mit den Gesetzen des Marktes und weiterhin existierendem gesundem Menschenverstand.

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