Meinung

Ein Eklat und alle schweigen: ESC-Sieger zeigt Hitlergruß

Noch vor wenigen Jahren wäre es ein Skandal gewesen, wenn ein Gewinner des Eurovision Song Contest den Hitlergruß gezeigt oder eine Moderatorin faschistische Parolen in die Kamera gebrüllt hätte. Beim Finale des diesjährigen ESC am Sonntag ist beides geschehen. Ohne Konsequenzen.

von Anton Gentzen

Nicht überraschend: Beim Finale des Eurovision Song Contest im italienischen Turin am Sonntag siegte die Ukraine. Spitze Zungen behaupten gar, die Ukraine hätte dieses Jahr den ersten Platz beim ESC auch dann bekommen, wenn ihre Musiker zum Finale nicht angereist wären.

Nach der Bekanntgabe des Sieges schiebt der Frontman der Band Kalush und Autor des Songs "Stefania" eine politische Botschaft nach:

"Ich bitte euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol, Asow-Stahl."

Disqualifiziert wird er dafür nicht, obwohl politische Botschaften nach den Regularien des Wettbewerbs eigentlich verboten sind. Die Worte des Musikers werden kurzerhand als eine "humanitäre" Botschaft gedeutet.

Dies möge verstehen, wer will: In dem nunmehr weltbekannten Stahlwerk Asow-Stahl im ostukrainischen Mariupol haben sich in erster Linie Mitglieder des neonazistischen Regiments Asow verschanzt. Auch wenn es Europa nicht wahrhaben will: Wer dem Asow-Regiment oder seinen Umfeldstrukturen beitreten will, muss die dazu passende Gesinnung mitbringen und sie manifestieren. Und sei es auch, indem der Körper mit nazistischen und neonazistischen Symbolen tätowiert wird.

Zum Wappen des Regiments gehören die Wolfsangel und die "Schwarze Sonne". Dieselbe "Schwarze Sonne", die der rassistische Mörder von Buffalo – ebenfalls am gestrigen Sonntag, noch vor der Preisverleihung in Turin – über sein mörderisches Manifest setzte. 

"Die Schwarze Sonne ist ein Symbol, das aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht. Vorlage für das Symbol ist ein ähnliches Bodenornament in Gestalt eines Sonnenrades, das in der Zeit des Nationalsozialismus von der SS im Nordturm der Wewelsburg eingelassen wurde. Das Ornament wurde erst 1991 mit dem älteren esoterisch-neonazistischen Konzept der Schwarzen Sonne identifiziert. Die Schwarze Sonne ist seit den 1990er-Jahren ein Ersatz- und Erkennungssymbol in der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene."

Nun soll der Hilferuf für Neonazis also eine "humanitäre Botschaft" sein. Aus den offiziellen Mitschnitten wurde der Aufruf des ESC-Siegers allerdings mittlerweile entfernt. 

Doch dessen nicht genug für einen Abend: Beim Verlassen der Bühne hebt eines der Bandmitglieder die rechte Hand zum Hitlergruß. Es ist unmissverständlich der Hitlergruß: Die Hand bleibt mehrere Sekunden in der Luft, genug Zeit um die Geste zweifelsfrei zu erkennen. 

Man sieht deutlich, wie der Sänger die ausgestreckte rechte Hand in einem nach rechts oben gerichteten Winkel hebt und sie mehrere Sekunden so dem Publikum hinstreckt.  

Unklar bleibt dagegen, was die polnische Moderatorin mit ihrer Geste kurz nach Bekanntgabe der 12 Punkte, die das polnische Publikum der westukrainischen Band wohl hat zukommen lassen, meinte. Dieselbe schräg nach oben rechts über den Kopf ausgestreckte Hand. Die Handfläche bleibt jedoch in der ausgestrahlten Version von der eingeblendeten Box mit den Punktzahlen verdeckt. War es nun das Siegeszeichen, das sie zeigte, war es auch der Hitlergruß?

Was sie jedoch beim Zeigen dieser Geste ausrief, steht fest: die Parole "Slawa Ukraini" (Ruhm der Ukraine), worauf nach dem Statut der Organisation Ukrainischer Nationalisten aus dem Jahr 1941, beschlossen auf einem Kongress im bereits deutsch besetzten Krakau, "Gerojam slawa" (den Helden Ruhm) zu antworten ist. Wer das vergessen hat, kann es in den historischen Dokumenten nachlesen, die hier verlinkt sind

Die polnische Moderatorin ruft also die Parole in die Kamera, die in den Jahren 1943 und 1944 diejenigen riefen, die mit Hitlers Truppen kooperierten, teilweise gar SS-Uniformen trugen und sowjetischen Soldaten in den Rücken schossen. Während Letztere erst auf dem Weg waren, die Wehrmacht aus Polen zu vertreiben und Warschau und Auschwitz zu befreien. 

Ganz zu schweigen davon, dass ukrainische Nationalisten diese Parolen brüllten, während sie die polnischen Bewohner der Wolyn massakrierten: Kinder, Frauen, Alte. Eine unfassbare Geschichtsvergessenheit unserer Nachbarn. Man fragt sich mittlerweile, ob die Polen tatsächlich glauben, es hätte sie und ihr Land heute noch gegeben, wenn Hitler im 2. Weltkrieg gesiegt hätte.

Es bleibt festzustellen: Der Nazismus ist wieder gesellschaftsfähig geworden im Europa des Jahres 2022. Nicht nur beim Eurovision Song Contest. 

Mehr zum Thema - Springer-Blatt kann auf Foto von Asow-Regiment mit SS-Symbolen keine Nazis erkennen

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